Lebenslauf

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Der Lebenslauf enthält Angaben zu Vornamen, Nachnamen, Wohnort und Straße, Geburtsdatum und Geburtsort, Familienstand, schulischer und beruflicher Ausbildung, beruflichen Tätigkeiten, Zusatzqualifikationen sowie sonstigen Fähigkeiten oder Kenntnissen und Weiterbildungsmaßnahmen. Auch besondere Leistungen, Beförderungen, Auszeichnungen, Aufenthalte im Ausland sowie Hobbys sind unter Umständen Bestandteile des Lebenslaufs. Inhalt und Gestaltung des Lebenslaufs können zudem Aufschluss über die Persönlichkeit des/der Bewerbenden geben.

Er ist ein beliebtes Selektionsinstrument, das aber nicht für alle Bewerber/-innen gleichermaßen aussagekräftig ist. Bei Jüngeren rücken vorrangig Art und Dauer der Ausbildung, Sprach- und IT-Kenntnisse, etwaige Berufspraktika, Zusatzqualifikationen und spezielle Kenntnisse sowie Hobbys in den Fokus der Auswertung. Bei Bewerber/-innen mit mehrjähriger Berufserfahrung, können zusätzlich eine Zeitfolgenanalyse, Entwicklungs- und Positionsanalyse und Firmen- und Branchenanalyse erfolgen.

Wie der Lebenslauf bei vorhandener Berufserfahrung bewertet wird

Die Zeitfolgenanalyse prüft, ob der Lebenslauf vollständig ist und wie oft die Stelle gewechselt wurde. Dabei werden Häufigkeit und Tendenz der Wechsel untersucht und das Alter des/der Bewerbenden, der Beruf und die Branche berücksichtigt, denn bei einzelnen Berufen oder bei Nachwuchskräften ist ein häufiger Stellenwechsel notwendig beziehungsweise vertretbar. Auch bei jungen Bewerber/-innen lässt ein häufiger Wechsel unter Umständen auf Flexibilität, Aufstiegsstreben und Energie schließen. Normalerweise gelten mehrmalige Wechsel innerhalb eines verhältnismäßig kurzen Zeitraumes jedoch als Indikatoren für mangelnde Integrationsbereitschaft oder geringes Durchhaltevermögen.

Bei der Entwicklungs- und Positionsanalyse wird geprüft, ob der bisherige Berufsweg einen sinnvollen Ablauf vorweist und mit den Arbeitsplatzwechseln ein positioneller Auf- oder Abstieg verbunden war. Abstiege müssen jedoch nicht zwangsläufig negativ bewertet werden, vor allem wenn sie auf einen beruflichen Neuanfang hindeuten oder im Zusammenhang mit konjunkturellen Gründen erfolgt sind.

Bei der Firmen- und Branchenanalyse werden Informationen über die Firmen und die Branchen, in denen der/die Bewerber/in tätig war, gesammelt. Es wird untersucht, ob der/die Bewerbende in einem Groß- oder Kleinbetrieb gearbeitet hat, weil sich dadurch Rückschlüsse ergeben, zum Beispiel auf die Erfahrung oder den bisherigen Kompetenzbereich. Überprüft wird auch, ob der/die Bewerber/in verwertbares Wissen aus einer vor- oder nachgelagerten Branche mitbringt.

Aufbau des Lebenslaufs

Die Erstellung des Lebenslaufs unterliegt seitens der Hochschulen entweder bestimmten Formvorschriften oder hat keine Richtlinien und gibt dem/der Bewerber/in bei der Gestaltung freie Hand. Formvorschriften können sich auf das gesamte Design des Lebenslaufs beziehen (zum Beispiel, wenn Lebensläufe ausschließlich im Europass-Format zu erstellen sind) oder nur Teilaspekte betreffen. So kann zum Beispiel gefordert werden, den Lebenslauf chronologisch oder umgekehrt chronologisch zu verfassen (Download Lebenslauf Vorlagen).

Werden keine Vorgaben gemacht, empfiehlt sich der umgekehrt chronologische Aufbau, denn hier wird Aktuellem mehr Bedeutung beigemessen als Vergangenem. Dein Gymnasiumbesuch von 2009-2018 ist für den/die Begutachter/in wichtiger als der Besuch der Grund- oder Volksschule von 2005-2009. Deine aktuelle berufliche Tätigkeit hat mehr Gewicht als dein Ferialpraktikum während der Schulzeit. Folglich stehen der Gymnasiumbesuch in der umgekehrt chronologischen Darstellung im Lebenslauf vor beziehungsweise über dem Grund- oder Volksschulbesuch und die aktuelle berufliche Tätigkeit vor beziehungsweise über dem Praktikum.

Auf Lücken achten

So wie den Personalfragebogen, musst du auch den Lebenslauf lückenlos verfassen. Von Schulbeginn an muss jeder Ausbildungs- und Berufsabschnitt deines Lebens inhaltlich genannt und chronologisch oder umgekehrt chronologisch aneinandergereiht werden. Sollst du auch einen Personalfragebogen mit den Bewerbungsunterlagen einreichen, müssen die Angaben in beiden Dokumenten übereinstimmen.

Da ein Lebenslauf nicht lang sein sollte (nicht mehr als zwei A4 Seiten), kannst du, abgesehen von deiner Ausbildungs- und Berufslaufbahn, nicht auf jedes kleine Detail deines Erfahrungsschatzes eingehen. Die Grundsätze von Aktualität und Wichtigkeit helfen dir bei der Entscheidung, was du im Lebenslauf anführst und was du weglässt.

Aktuelles oder Wichtiges – was kommt rein?

Der Grundsatz der Aktualität besagt, dass ein aktuelles Ereignis im Lebenslauf mehr Aussagekraft besitzt, als ein lange Zeit zurückliegendes, qualitativ gleiches Ereignis. Der Grundsatz der Wichtigkeit besagt, dass ein aktuelles Ereignis nicht wichtiger sein muss, als ein weiter zurückliegendes, wenn es für die konkrete Bewerbung qualitativ weniger essentiell ist. Der Grundsatz der Wichtigkeit steht also über dem Grundsatz der Aktualität. Angenommen, du bewirbst dich für einen Studiengang mit dem Schwerpunkt Kommunikation: Im Jahr 2018 hast du ein Rhetorikseminar, im Jahr 2017 ein Kochseminar und in den Jahren 2016 und 2012 je ein Präsentationstechnikseminar besucht, der Lebenslauf bietet aber nur Platz für die Nennung von zwei Seminaren. Nun ordnest du zuerst nach dem Grundsatz der Wichtigkeit und eliminierst das Kochseminar, da es wenig mit Kommunikation zu tun hat. Nach dem Grundsatz der Aktualität streichst du das Präsentationstechnikseminar aus dem Jahr 2012 und führst daher in deinem Lebenslauf an: 2018 Rhetorikseminar, 2016 Präsentationstechnikseminar.

Für jeden Studiengang ein eigener Lebenslauf

Bewirbst du dich für Studiengänge aus verschiedenen Fachrichtungen, kannst du zwei Versionen deines Lebenslaufs erstellen, deren Inhalt in Teilbereichen variieren kann. So wird deine Teilnahme an einem Präsentationstechnikseminar für den Studiengang aus der Fachrichtung Kommunikation interessant sein. Die Tatsache, dass du vier Sportarten aktiv betreibst, ist besonders relevant, wenn du als zweite Studienrichtung Sport in Erwägung ziehst.

Wähle für deinen Lebenslauf ein schlichtes Layout und achte auf einen klar strukturierten Aufbau. Verwende nur eine Schmuckfarbe und nur eine Schriftart. Wenn du ein Foto am Lebenslauf anbringen sollst, dann beachte alle Hinweise zum Thema Bewerbungsfotos.

Das magische Dreieck im Lebenslauf

An dieser Stelle möchte ich ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern und erläutern, wie ein Lebenslaufscreening in der Praxis ablaufen kann. Ich habe ja bereits erwähnt, dass wir in unserer Agentur oft Stellen für Student/-innen ausschreiben. Viele von ihnen suchen nach einer Einkommensmöglichkeit neben dem Studium. Da wir gute Bezahlung und attraktive Rahmenbedingungen bieten, erhalten wir viele Bewerbungen. Obligatorischer Bestandteil der von uns angeforderten Bewerbungsunterlagen ist ein Lebenslauf mit Bewerbungsfoto. Mehr als 30 Sekunden wenden wir beim ersten Screening jedoch nicht auf, um einen Lebenslauf zu lesen. Ich will auch verraten, wie dieses Screening abläuft. Für uns bilden drei Inhalte des Lebenslaufs ein magisches Dreieck: Diese sind Berufserfahrung, Ausbildung und das Bewerbungsfoto. Je nachdem, wie sehr uns dieses magische Dreieck und auch die optische Gestaltung des Lebenslaufs zusagen oder nicht, notieren wir auf der Rückseite der Bewerbungsunterlagen eine Bewertung von ++ bis --. Die aussichtsreichsten Kandidaten und Kandidatinnen werden danach selektiert und erst anschließend lesen wir deren Lebenslauf nochmals komplett durch. Wieso das Bewerbungsfoto für mich wichtig ist, erfährst du im Kapitel Bewerbungsfoto.

Ich habe dir drei Musterlebensläufe zusammengestellt, damit du dir ein Bild von Aufbau und Inhalt eines Lebenslaufs machen kannst (Download Lebenslauf Vorlagen).