Die Gruppendiskussion

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Bei der Gruppendiskussion, die in den meisten Fällen stattfinden wird und 20-45 Minuten dauert, diskutierst du mit fünf bis zehn Mitbewerber/-innen über ein vorgegebenes Thema. Währenddessen verschaffen sich die Beobachter/-innen einen Eindruck von euren kommunikativen und sozialen Kompetenzen (Teamfähigkeit, Empathie, Durchsetzungsvermögen, Überzeugungskraft) und von eurer Problemlösungskompetenz. Auch auf eure Körpersprache wird geachtet. Da ihr alle gleichzeitig beobachtet werdet, haben die Assessor/-innen die Möglichkeit, euch in einer Stresssituation direkt miteinander zu vergleichen.

Wie eine Gruppendiskussion abläuft

Zunächst wird das Thema der Gruppendiskussion bekannt gegeben. Danach werden alle Diskussionsteilnehmer/-innen unter Umständen mit weiteren Hintergrundinformationen versorgt, auf deren Basis die Meinung(en) gebildet werden soll(en). Es kann auch vorkommen, dass du aufgefordert wirst, einen von deiner persönlichen Meinung abweichenden Standpunkt oder eine bestimmte Rolle zu vertreten. Das alles geschieht in der Vorbereitungszeit, die bis zu 30 Minuten in Anspruch nimmt. In diesem Zeitraum hast du dir bereits ein Grundgerüst für deine spätere Argumentationslinie zurechtgelegt, das in ein paar Kernaussagen zusammengefasst und kommuniziert werden kann.

Manchmal kann die Diskussionsrunde das Thema frei wählen oder sich aus einer Reihe vorgegebener Themen für eines entscheiden. In diesen Fällen wird bereits der Prozess der Themenfindung von den Assessor/-innen beurteilt.

Die Diskussionsthemen stammen meist aus den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft oder Politik, sind aber jedenfalls so gewählt, dass kein spezielles Vorwissen erforderlich ist. Beispiele dafür sind:

  • Soll durch das Weglassen der Religion, des Namens und des Fotos im Lebenslauf Diskriminierung bei der Jobvergabe verhindert werden?
  • Sollen Managementgehälter begrenzt werden?
  • Eine Werbeagentur stellt Ihnen drei verschiedene Sujets für die Bewerbung eines ihrer neuen Produkte vor. (Die Sujets werden im Rahmen des Briefings der Gruppendiskussion ausführlich beschrieben.) Diskutieren Sie die einzelnen Vorschläge und entscheiden Sie sich für einen davon. Sie fahren mit einem Segelboot über den Atlantik. 1000 Meilen vom Festland entfernt, kollidiert das Boot mit einem im Wasser treibenden Container und geht unter. Sie retten sich mit den anderen Diskussionsteilnehmer/-innen auf ein Rettungsboot. Von 20 Gegenständen an Bord (werden im Briefing der Gruppendiskussion gelistet), können nur zehn Gegenstände auf das Rettungsboot mitgenommen werden. Welche nehmt ihr mit?

Anschließend startet die eigentliche Diskussion. In der Regel gibt es keine geführten Diskussionen, es steht also kein/e Moderator/in zur Verfügung. Entweder sollt ihr euch dabei im Rahmen einer kooperativ orientierten Gruppendiskussion auf ein gemeinsames Ergebnis einigen, eine weitere Vorgehensweise beschließen oder eine Sachverhaltsbewertung vornehmen. Wenn ihr euren eigenen Standpunkt gegenüber anderen Positionen durchsetzen müsst, spricht man von einer konfliktorientierten Gruppendiskussion, die jedoch in den Auswahlverfahren an Hochschulen selten zur Anwendung kommt.

Wie du bei der Gruppendiskussion beurteilt wirst

Die Beobachter/-innen beurteilen nicht nur, ob du andere von deiner Meinung überzeugen kannst, sondern auch, wie du dabei vorgehst. Manchmal kann es von Vorteil sein, seinen Standpunkt nicht um jeden Preis durchzusetzen und stattdessen einen Konsens zu finden, der eine bessere Gesamtlösung für die Aufgabenstellung darstellt. Du solltest also deine Strategie in der Gruppendiskussion nicht primär darauf ausrichten, um jeden Preis mit deiner Meinung durchzukommen. Vorteilhafter ist es, wenn du anderen zuhören kannst, deren Argumente überdenkst und abwägst und du deinen eigenen Standpunkt in ein konstruktives Gesamtergebnis einfließen lassen kannst. Es schadet nicht, zurückhaltende Teilnehmer/-innen auch nach ihrer Meinung zu fragen.

Deine Kommunikation sollte ruhig und sachlich sein. Dass du fair, kultiviert und auf Augenhöhe mit den anderen diskutierst, versteht sich dabei von selbst. Die weithin verbreitete Meinung, man solle in Gruppendiskussionen das Wort sofort an sich reißen und möglichst dominant auftreten, ist wenig zielführend. An Hochschulen werden im Gegensatz zu Unternehmen keine Führungspositionen besetzt, sondern Studienplätze vergeben. Hier sucht man teamfähige, engagierte, kultivierte und ausdrucksstarke Persönlichkeiten, die Sachverhalte erfassen und lösungsorientiert denken können und verstehen, dass auch die Meinungen anderer wichtig sind.